Selbstbewusster Konservativer
Ex-Schul- und Kunstminister Hans Zehetmair wird 85

Für Hans Zehetmair sind es anstrengende Wochen. Eben erst hat er mit seiner Ehefrau Ingrid Diamantene Hochzeit gefeiert. Am heutigen Samstag wird Zehetmair 85 – und die Schar der Gratulanten in Erding dürfte wieder groß sein.

Hans Zehetmair wird heute 85. FOTO: BODMER

Zehetmair gilt vielleicht wie nur noch sein Vorgänger Hans Maier als Inbegriff des bayerischen Kultusministers – ein Amt, das er zwischen 1986 und 1998 zwölf Jahre innehatte. Der ehemalige Lehrer am Domgymnasium Freising war konservativ-katholisch (auch als Vorsitzender des Männervereins Tunten-hausen), dabei aber nicht rückwärtsgewandt. Er ist reformoffen, aber ein Liebhaber der klassischen Bildung er liest bis heute gerne Homer und Platon – und er ist strenger Verfechter des bayerischen Schulsystems mit seiner mitunter etwas starren Trennlinie zwischen den einzelnen Schularten. Wegbegleiter schildern ihn als Minister, der sich auch über Einwände seiner Verwaltungsbeamten hinwegsetzte – eine Tugend, die vor allem im Kultusministerium wichtig ist.

Selbstbewusst war Zehet-mair seit jeher. Für die CSU entwand er der Bayernpartei 1978 einen ihrer letzten Landratsposten. Als ihn der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß am 29. Oktober 1986 am Rand einer Tagung telefonisch fragte, ob er als Minister oder Staatssekretär ins Kabinett wolle, antwortete Zehetmair: „Ich traue mir das Ministeramt zu.“

Ob Zehetmair ahnte, was ihm nach seinem Abschied als Kunstminister aus dem Kabinett Stoiber 2003 noch bevorstand? Als Vorsitzender des Rates der Rechtschreibung musste er 2006 die umstrittene Rechtschreibreform verantworten. Man kann sagen: Zehetmair hat sie nicht verhindert – oder man sagt: Er hat die schlimmsten Sünden, etwa die Trennung von Einzelbuchstaben, wenigstens korrigiert. Denn als „Esel“ wollte Zehetmair gewiss nicht gelten.

Quelle. Erdinger Anzeiger vom 22./23.Oktober 2021 – dw/ham

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